Sie kennen Green-Washing? So wird das Bestreben von Unternehmen bezeichnet, sich durch vorgeschobene Aktivitäten als besonders umweltbewusst darzustellen, obwohl dies in der Realität nur eine hübsche Fassade ist und das Profitstreben tatsächlich weiterhin an erster Stelle steht. Analog hierzu hat sich der Begriff Wellness-Washing etabliert. Hier versuchen Unternehmen, den Anschein zu erwecken, sie würden sich ernsthaft für das körperliche und geistige Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter:innen interessieren, obwohl dies bei genauerer Betrachtung nicht der Fall ist.
Wie aber können Sie nun erkennen, ob Ihr Unternehmen es ernst meint mit den Bemühungen um Ihre Gesundheit oder ob das nur vorgeschobene Lippenbekenntnisse sind? Im Folgenden finden Sie einige Anhaltspunkte und Hinweise zur Beantwortung dieser Frage.
Wahrgenommene Diskrepanz zwischen kommunizierten Werten und tatsächlichem Verhalten des (Top-)Managements
In vielen Unternehmen hat das (Top-)Management nicht verstanden oder verinnerlicht, worum es bei Begriffen wie New Work eigentlich geht. Man nimmt zwar wahr, dass die Arbeitswelt und die Anforderungen der Bewerber:innen sich wandeln, aber hält das alles für einen Trend, befeuert durch arbeitsscheue Faulpelze. Umgesetzt wird dann – ausgelöst durch einen gesellschaftlichen Legitimationsdruck – immer das soeben noch akzeptable Minimum an Maßnahmen zur Steigerung des Wohlbefindens der Mitarbeiterschaft (klassischerweise der Obstkorb).
Sobald es allerdings einmal hart auf hart kommt und z.B. die Interessen der MA und des Unternehmens kollidieren, wird die wahre Gesinnung deutlich, und es ist vorbei mit der schönen neuen Arbeitswelt. So werden beispielsweise flexible Arbeitszeiten, Homeoffice oder Vertrauensarbeitszeit beim ersten Anflug einer Umsatzdelle direkt einkassiert, mit der Begründung, solche Maßnahmen könne sich das Unternehmen momentan nicht mehr leisten.
Blumige Versprechungen, ohne dass konkrete Maßnahmen zur Stärkung der Gesundheit installiert bzw. umgesetzt werden
Ein anderer Fall liegt vor, wenn das Unternehmen sich im Rahmen des Personalmarketings nach außen als hochgradig Mitarbeiter:innen-orientiert und progressiv darstellt, die propagierten Maßnahmen intern allerdings entweder nicht vorhanden sind oder nicht konsequent umgesetzt werden. Eine typische Aussage wäre hier: „Natürlich können Sie bei uns ein Sabbatical machen, aber ob sich das so positiv auf Ihre Karriere auswirken wird, sollten Sie sich besser noch einmal überlegen.“
Die umgesetzten Maßnahmen entsprechen eher kosmetischen Korrekturen ohne echtes (monetäres) Investment dahinter
Häufig starten Unternehmen durchaus mit einem gewissen Engagement in ihr persönliches New-Work-Zeitalter. Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen bekommen dann aber auch schnell Angst vor der eigenen Courage, wenn die neuartigen Maßnahmen beginnen kostenintensiv zu werden. So werden dann zwar Einmalinvestitionen in Equipment wie Stehschreibtische oder rückenschonende Hocker getätigt, kostenintensivere langfristige Maßnahmen wie individuelle Coachingprozesse kommen allerdings nicht zum Einsatz.
Gute Maßnahmen ohne Veränderung der krank machenden Prozesse
Besonders perfide ist das Vorgehen vieler großer Unternehmen, die zwar über professionelle Maßnahmenpakete zur Unterstützung ihrer Mitarbeiter:innen verfügen, diese aber lediglich dazu einsetzen, unternehmensinterne Burn-out-Opfer so schnell wie möglich wieder fit zu machen für die nächste Runde im Hamsterrad. Ein befreundeter Berater berichtete mir einmal, wie erstaunt er nach einem Kreislaufzusammenbruch (wegen eines extrem stressigen Beratungsprojekts) über die ausgeklügelten und professionellen Unterstützungsangebote seines Arbeitgebers war. Als er dann aber verstand, dass keinerlei Interesse seitens des Unternehmens an einer Verringerung des Drucks oder einer Verkürzung der Arbeitszeit bestand, verloren diese Angebote für ihn jede Glaubwürdigkeit.
Woran erkennen Sie nun eine menschenorientierte Perspektive im Unternehmen?
Nach diesen Negativbeispielen finden Sie nachfolgend noch einige Anzeichen dafür, dass Ihr Unternehmen es tatsächlich ernst meint mit den Bestrebungen um Ihr Wohlbefinden:
- Die Maßnahmen und Instrumente, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen, werden vom Unternehmen proaktiv und nicht nur auf Druck der Mitarbeiterschaft umgesetzt
- Es wird nicht nur nach außen kommuniziert, dass man sich für Sie als Mensch interessiert, sondern es werden auch Instrumente im Unternehmen installiert, die Sie dabei unterstützen, Ihr Potenzial, Ihre Persönlichkeit und Ihre individuellen Entwicklungsperspektiven besser kennenzulernen (z.B. Coachings, Persönlichkeitsentwicklung oder Burn-out-Prävention)
- Die ausgerufene Hinwendung zum Menschen und weg vom reinen Zahlenfokus wird auch angesichts schwieriger Situationen konsequent weiterverfolgt
- Die Prozesse, Strukturen und Strategien des Unternehmens stehen im Einklang mit Begriffen wie Transparenz, Fairness und Vertrauen gegenüber den Mitarbeiter:innen
Ihr
Dr. Ronald Franke
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