Die Welt befindet sich im Wandel. Mit der Einleitung des Informationszeitalters im 21. Jahrhundert, wurde ein Umbruch ausgelöst, der sich in nahezu allen wichtigen Lebensbereichen niederschlägt. Neue Medien beeinflussen zunehmend unser Kommunikationsverhalten, Sozialisationsprozesse sowie unsere Sprachkultur. Auch in der Arbeitswelt ist dieser digitale Wandel zunehmend zu beobachten und beeinflusst weitreichend nahezu alle Unternehmensstrukturen.
Die aktuellen Entwicklungen im Rahmen der Corona-Pandemie, tragen zusätzlich zu weiteren Veränderungen des Arbeitsmarkts bei: Durch Maßnahmen innerhalb der Gesundheitsprävention und des damit verbunden Lockdowns, konnten viele Arbeitnehmer nicht wie gewohnt ihren Arbeitsalltag wahrnehmen. Die Möglichkeit von zu Hause aus arbeiten zu können, hat vermutlich viele Unternehmen und damit einhergehend viele Arbeitsplätze gerettet.
Doch wie sehen die Entwicklungen im Bereich des Bildungssektors aus und was genau bedeutet dies für Schüler*Innen und Student*Innen? Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Schul- und Universitätsschließungen, haben so manche Institution und sogar das ganze Land vor neuartige Herausforderungen gestellt. Schüler*Innen mussten online betreut werden, Vorlesungen konnten nicht mehr wie gewohnt stattfinden, Universitätsbibliotheken nicht besucht und Klausuren nicht vor Ort geschrieben werden. Ganz Deutschland stand und steht immer noch vor einem großen Fragezeichen, wie und vor allem wie schnell eine Alternative zur Lösung eben dieser Probleme gefunden werden kann. Hinzu kommt: Deutschlands Stand bei der Digitalisierung des Bildungssektors ist im Vergleich zu anderen Ländern erschreckend unausgereift. So gibt es bis heute zum Beispiel nur wenige öffentliche Universitäten in Deutschland, die ihr Studienangebot online anbieten. Dieser Umstand stellt einige Institutionen in Zeiten wie diesen natürlich vor ganz neue Herausforderungen; Vorlesungen müssen digitalisiert werden, Prüfungen und Materialien online zugängig gemacht werden und neue Kommunikationsstrukturen geschaffen werden.
Doch welchen Einfluss haben diese Veränderungen auf die Persönlichkeit der Schüler*Innen und Student*Innen? Die mit dem Phänomen „digitales Lernen“ einhergehenden Veränderungen in der Kommunikation zwischen den Studierenden sowie im Austausch mit Professor*innen, sorgen für völlig neue Gegebenheiten. Zweifelsohne ist der zwischenmenschliche Kontakt einer der wichtigsten Eckpfeiler einer gesunden Psyche. Was passiert, wenn dieser Eckpfeiler durch das Wegfallen des persönlichen Austauschs zusammenbricht? Eine schwerwiegende Folge der Reduzierung des realen sozialen Kontakts können zum Beispiel psychische Erkrankungen wie Depression oder Vereinsamung sein. Um dem entgegenzuwirken, könnte die Einführung von virtuellen Teams eine Lösung sein. Hierbei spielt auch die Synchronizität, also das Ausmaß in dem Personen gleichzeitig an der gleichen Aufgabe zusammenarbeiten (vgl. Mediensynchronizitätstheorie nach Alan Dennis und Joseph Valacich) eine Rolle. Synchrones Lernen kann durch mediale Einrichtungen wie z.B. Zoom oder Whereby sichergestellt werden und gewährleistet den gleichzeitigen Austausch von Lernenden. Dieser Austausch kann sich auf Lerninhalte beschränken, kann aber auch über diesen hinaus gehen und private Gespräche beinhalten. In jedem Fall stellen synchrone Lernumgebungen einen zwar virtuellen, aber dennoch sozialen Kontakt zwischen Studierenden sicher und haben somit vermutlich einen positiven Einfluss auf die psychische Gesundheit der Lernenden.
Grundsätzlich gibt es sicherlich auch allgemeine Persönlichkeitseigenschaften, die bedingen, wie gut man mit dieser neuartigen Form des Lernens zurechtkommt. Das eigenständige Erarbeiten von Inhalten, ohne Frontalunterricht zu festen Zeiten birgt zwar viele Vorteile, wie zum Beispiel freie Zeiteinteilung, gleichzeitig aber auch einige Hürden. So sollte es Menschen mit einer hohen Ordnungsorientierung leichter fallen, ihren Tag sinnvoll zu strukturieren und Lerninhalte systematisch anzugehen. Eine hohe Disziplinorientierung könnte dabei helfen, Deadlines einzuhalten und Prokrastination zu vermeiden. Allgemein kann man sagen, dass gewissenhafte Lernende, vermutlich besser mit der Umstellung des Lernens aus dem Homeoffice zurechtkommen als Lernende, die eher flexibel an Aufgaben herangehen.
Ob das Studieren aus dem Homeoffice wirklich zum neuen Standard wird, ist derzeit noch offen. Klar ist jedoch, dass „new normal“ den Bildungssektor erreicht und viele neue Forschungsfelder mit sich gebracht hat. Besonders die Präferenzen in den BIG FIVE und damit einhergehende individuelle Persönlichkeitsprofile können hier eine große Rolle spielen und einen enormen Einfluss auf den Lernerfolg in der Fernlehre haben.
Über die Autorin:
Liv Tomcin ist seit August 2020 Mitarbeiterin der LINC GmbH und ist studierte Wirtschaftspsychologin (B. Sc.)